Talutanlage „…eine Talutanlage von ca. 40 x 110 m Größe zum witterungsgeschützten Anbau von Tafeltrauben und kälteempfindlichen Edelobstsorten errichtet“
Beschreibung
1862 wurde im sächsischen Radebeul auf dem Weinbergs-Grundstück Krapenberg, nahe der zugehörigen Krapenburg, durch den Leipziger Apotheker Ludwig Neubert eine Talutanlage von ca. 40 x 110 m Größe[2] zum witterungsgeschützten Anbau von Tafeltrauben und kälteempfindlichen Edelobstsorten errichtet. Sie wird von sechs je 2,5 bis 3 Meter hohen Mauern im Abstand von je 6 Metern gebildet, die zur Verbesserung des Mikroklimas mit kurzen, nach Westen geneigten Verdachungen (franz.: talutage) versehen sind. Somit ergeben sich in dieser Anlage etwa 1000 laufende Meter Anbauspalier. Im Gegensatz zu den meisten Talutmauern, die von West nach Ost ausgerichtet sind, um die Südsonne einzufangen, verlaufen die Mauern dieser Anlage von Nordost nach Südwest. Auf der Ostseite wurde Wein angebaut und auf der Westseite kälteempfindliches Obst.
Die Anlage ist heute als eine von wenigen in Europa[3] sowie als einzige in Deutschland[2] noch fast vollständig erhalten und steht unter Denkmalschutz. Sie wird vom Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth genutzt.
Quelle: Wikipedia
Foto: Jbergner
Geschichte
Der Krapenberg wurde im Landsteuerregister von 1590 als Krap im Besitz des Dresdner Bürgers Asmus Müller (Christoph Müller)[3] erwähnt. Spätere Namen waren Krapen , seit dem 17. Jahrhundert Krapenberg, zwischenzeitlich auch Liebenauischer Weinberg beziehungsweise ab 1704 Vitzthumscher Weinberg. Bereits um 1700 standen auf dem Gelände mehrere Gebäude, so auch ein Presshaus.
Im Jahre 1670 war Dorothea von Krahe im Besitz des Anwesens, 1699 dann die Familie Liebenau, 1704 erwarb der kursächsische Kammerherr Christoph Vitzthum von Eckstädt (1633–1711) das Weingut und errichtete um 1710 das Herrenhaus. Ihm folgte sein Sohn Friedrich I. Vitzthum von Eckstädt (1675–1726), Geheimer Rat, Kabinettsminister unter August dem Starken und ab 1711 Reichsgraf.
Seine heutige Ausdehnung erlangte das Anwesen durch den Zukauf benachbarter Bauernberge Anfang des 18. Jahrhunderts.
Im Jahr 1821 gehörte das Anwesen der Baronin von Gutschmidt.[4] 1830 erhielt der Weinberg seinen heutigen Namen durch den Leutnant a. D. Georg Christian Fischer zurück, der dort sein Weingut betrieb.[5]
Reben-, Forst- und Obstbaumschule von Neubert. Das Gebäude links ist das heute fast genauso aussehende Winzerhaus und mittig der Vorgängerbau des Herrenhauses. Rechts steht der Vorgängerbau der Villa Dankbarkeit, deren Weingut Neubert ebenfalls gehörte.
Der Leipziger Apotheker Ludwig August Neubert (Adler-Apotheke), dem später auch das dem Krap benachbarte Weingut Langenberg gehörte, ließ 1862 die Talutanlage auf dem Krapenberg zum Anbau von Tafeltrauben und kälteempfindlichen Edelobstsorten errichten, die heute als eine von wenigen in Europa noch fast vollständig erhalten ist und unter der Adresse Kynastweg 2 mit den zum Anwesen gehörenden Umfriedungsmauern ebenfalls denkmalgeschützt ist.[6] Neubert, der in der Leipziger Gegend eine 1845 vom Innenministerium prämierte Rebschule besaß, hatte bereits im Herbst 1842 nahe Kötzschenbroda Weinland zum Anbau seltener Rebsorten wie Muscatschönedel, Krachtmost (Krachmost, Gutedel) und Schwarzer Champagner (wohl Frühburgunder) gepachtet.[7] Die Talutanlage errichtete er nach einem verheerenden Hagelsturm im August 1861, der seine Leipziger Talutanlage vernichtete. Seine Leipziger Reben-, Forst- und Obstbaumschule verlegte er Ende der 1860er Jahre nach Zitzschewig in das bessere Lößnitzklima, da seine Leipziger Grünflächen durch den Ausbau der Leipziger Westvorstadt durch Carl Erdmann Heine umgewidmet wurden. Spätestens 1872 erwarb Neubert auch das östlich benachbarte Weingut Langenberg dazu. 1880 starb Neubert und seine Töchter betrieben das etwa vier Hektar große Familiengeschäft unter dem Namen des Vaters weiter.[8]
Sein jetziges Aussehen erhielt die Krapenburg 1899 durch einen umfangreichen Umbau. Über einem Treppenhausfenster finden sich neben dieser Datierung die Initialen RA, die auf den seinerzeitigen Eigentümer, den aus Leipzig stammenden Weingutsbesitzer und Handelsgärtner Reinhold Ackermann, verweisen, der sich den Umbau des 1710 errichteten Herrenhauses von dem Dresdner Architekten Oscar Wend entwerfen ließ. Ackermann hatte in Spanien Weinbau und Weinhandel erlernt und war Pächter der Weinstube im Dresdner Schloss. Nach Ackermanns Tod führte seine unverheiratete Tochter das Gut weiter.
Die Krapenburg wurde im Zweiten Weltkrieg durch Artilleriebeschuss stark beschädigt und bis 1990 nicht restauriert.
Quelle: Wikipedia